Die Braunschweiger Denkmaldampflok 01 1063
01 1063
Das Denkmal
Die Richthalle des AW
Braunschweig im Frühjahr des
Jahres 1977. Die Halle ist fast
leer, vereinzelnd liegen Reste
zerschnittener
Dampflokomotiven herum. Nur
noch ein einziges mal konnte
man zu der Zeit einen Hauch
von großer Dampflokomotiven-
unterhaltung im AW
Braunschweig spüren. Ein
letztes mal wurde eine
Dreizylinderschnellzuglokomotiv
e im AW Braunschweig
zurechtgemacht.
Lok 01 1063 mit
Rostschutzanstrich.
Hier die letzte Fahrt der 01
1063 gezogen von 212 252-1
am Brodweg Fahrtrichtung
Norden. Da der Brodweg einen
kleinen Bogen schlägt, besitzt
er zwei Bahnübergänge über
das selbe Gleis. Beide liegen
nur wenige Meter auseinander.
Zwischen diesen beiden
Bahnübergängen entstand vor
30 Jahren diese Aufnahme.
1977 Die letzte Dampflok, im Braunschweiger- Ausbesserungswerk.
Auf den obigen Bildern sehen Sie, wie die 01 1063 als letzte Dampflok im AW Braunschweig instandgesetzt wurde, oder vielmehr für das Denkmal
vorbereitet wurde. Die Hallen sind schon weitestgehend leer. Im Vordergrund die Feuerkiste einer auf dem Nebengleis zerschnittenen Lok. Alles in
allem eine sehr traurige Szenerie. Dennoch haben sich die Braunschweiger mit dieser ihrer letzten Maschine, die zu ihrem Denkmal werden sollte,
besondere Mühe gegeben. Durch einen besonders dauerhaften Lack erhielt sie nicht nur ihren alten Glanz zurück, nachts leuchteten auch ihre
Stirnlampen und sogar die Triebwerksbeleuchtung. Damals galt die 01 1063 als eines der schönsten Dampflokdenkmäler unseres Landes. Leider ist die
Lokomotive heute in einem sehr schlechten Zustand (Stand Sommer 2012). Der vor einigen Jahren neu aufgebrachte Lack hält den Rostfraß nicht
zurück und auch die schöne Beleuchtung ist schon lange nicht mehr in Betrieb, weil in den Führerstand eingebrochen und der Belauchtungstrafo
gestohlen wurde. Aber gehen wir erst einmal in die Zeit zurück, in der sie zum schönsten Dampflokdenkmal Deutschlands wurde.....
28. April 1977, die Lok 01 1063 wird auf das Gleisvorfeld des Ausbesserungswerkes Braunschweig an der Borsigstraße gezogen. Begleitet von
zahlreichen Schaulustigen und Fotofreunden bietet diese Maschine, trotz des fehlenden Dampfes, im frischen Farbkleid ein ganz besonderes Motiv. Es
sollte das letzte Mal sein, dass solch eine Dampflok in restauriertem Zustand die ehrwürdigen Hallen des Braunschweiger Ausbesserungswerkes verließ.
Die letzte Fahrt der 01 1063 auf Braunschweiger Gleisen. Die Frühlingssonne lässt an diesem Aprilvormittag den frischen Lack der Lok
leuchten und schafft es, wenigstens den Kessel der Maschine von außen ein wenig zu erwärmen. Erwärmen können sich trotz des schönen Motives nur
wenige Dampflokfreunde. Es ist nur zwei Jahre her, da sind die Lokomotiven in solch ansprechendem optischen Zustand noch mit eigener Kraft aus dem
AW in den Betriebsdienst gefahren. Bei vielen kommt Wehmut auf, hätte man die Maschine nicht doch betriebsfähig herrichten können? Aber die Gelder,
die hätten aufgebracht werden müssen, wären wohl zu umfangreich gewesen. Es ist sowieso sehr viel guter Wille und private Initiative von den damals
Verantwortlichen von Nöten gewesen, um die Maschine in diesen Zustand zu versetzen und als Dampflokdenkmal für Braunschweig zu erhalten und
herzurichten..
Nun macht sie sich auf den Weg. Ihr letzter Weg auf dem regulären Schienennetz, gezogen von der nachfolgenden Lokomotivgeneration. Die 140 km/h
die sie einst aus eigener Kraft erreichte, liegen lange in der Vergangenheit. Jetzt geht es langsam auf die letzte Fahrt.
Fast zeitgleich mit der Überführungsfahrt vom AW beginnen am Nordbahnhof die Vorbereitungen für die Verladung der Lok auf den Straßenroller. Es ist
einiges an schwerem Gerät nötig gewesen, um diesen Brocken von immerhin noch über 100 t auf der Straße zu bewegen. Ein Schwertransport, den
die DB AG in dieser Form nicht mehr durchführen kann, da sie sämtliche Straßenroller und die dazugehörenden Kaelble Zugmaschinen inzwischen
stillgelegt und verkauft hat.
In der Nacht vom 28. auf den 29.04.1977 trat die 01 1063 ihre vorerst letzte Reise an. Auf dem ersten Bild sehen Sie die seltene Fracht auf dem
Altewiekring kurz hinter der Kreuzung Helmstedter Straße. Das zweite Bild entstand an der Kreuzung Leonhardstraße. Hier wurde die Fahrspur
gewechselt und der Schwerlasttransport konnte unter der angehobenen Oberleitung der Straßenbahn hindurchfahren.
Berliner Platz, dass Ziel ist fast erreicht. Auf dem ersten Bild ist hinten rechts die beleuchtete Uhr des Braunschweiger Hauptbahnhofes zu erkennen.
Leider ist auch auf dem original Foto die Zeit schlecht auszumachen. Es könnte so gegen 21 Uhr gewesen sein, als die Lok dort eintraf. Auf dem
rechten Bild wird die Lok in die Abladeposition vor den Denkmalsockel manövriert.
01 1063 betritt den Podest, sie rollt jetzt noch einmal einige Meter auf
eigenen Rädern. Aufgestellt wurde sie bereits am Donnerstag Abend,
gegen 22:00 Uhr. Der offizielle Termin ist allerdings erst am
darauffolgenden Freitag den 29.04.1977. Wie sie den Bildern entnehmen
können, war bereits an diesem Abend die halbe Stadt und mindestens
die gesamte Eisenbahnszene Braunschweigs mit dabei. Alle Arbeiter und
Organisatoren kamen und brachten Ihre Familien mit. Hatte doch die
Stadt bis dahin soetwas noch nicht erlebt. Selbst ich bin dabeigewesen,
der kleine Junge mit der Pudelmütze auf den Schultern in der Bildmitte,
dass war ich. Das ich da mit fotografiert wurde, ist allerdings reiner
Zufall. Herrn Bode, dem wir die Zurverfügungstellung der Aufnahmen
verdanken, habe ich erst 28 Jahre nach dieser Aufnahme kennengelernt.
Herzlichen Dank für die Bilder an dieser Stelle. Am frühen Morgen des
29.04.1977, es war der Freitag der offiziellen Denkmalenthüllung, war
von dem Spektakel der Nacht nichts mehr zu sehen. Der Tender der noch
spät in der Nacht vom Nordbahnhof geholt wurde, war nun auch an
seiner Position. Nur der Schornstein war noch nicht an seinem Platz.
Der 29. April 1977.
Der Tag der Denkmalenthüllung. Ich bin 5 Jahre alt und ganz stolz
darauf, dass das große Bild, welches mein Vater wochenlang gemalt hat
nun in der Zeitung zu sehen ist. Die Zusammenhänge habe ich damals
natürlich nicht verstanden. Aber ich weiß noch ganz genau, wie ich auf
gar keinen Fall gegen den Zeichentisch stoßen durfte, wenn mein Vater
daran gearbeitet hat. Das Original ist im übrigen mit Tusche auf
Pergament entstanden. Als Vorlage diente ein Foto, das im BW Rheine
entstanden ist.
Als Druck auf A4 oder A3 konnte man diese Zeichnung damals für 2 oder
5 Deutsche Mark kaufen, der Erlös ist den Braunschweiger
Verkehrsfreunden VBV e.V. zugeflossen. Ursprünglich war angedacht,
dass der Verein eine Patenschaft für diese Lokomotive übernimmt.
Interessant ist noch zu wissen, das ursprünglich eine 94er oder 50er für
den Denkmalsockel vor dem Hbf vorgesehen war. Da diese Maschinen im
Braunschweiger BW stationiert waren und somit angeblich besser zur
Stadt passen würden.
Quelle: Zeitungsartikel BZ 29.04.1977
29. April 1977, 16:00 Uhr. Das Dampflokdenkmal wird offiziell enthüllt und der Öffentlichkeit vorgestellt. Auf den unteren Bildern sehen Sie einige
Eindrücke dieses Tages. Darunter habe ich den Zeitungsartikel, der über dieses Ereignis berichtete und am darauffolgenden Samstag in der
Braunschweiger Zeitung erschienen ist, eingestellt. Als ich die April Zeitungen des Jahres 1977 für die Recherche zu dieser Publikation durchblätterte,
hatte ich gehofft, dass sich etwas auf den Titelseiten finden lassen würde und wesentlich ausführlicher über dieses Ereignis berichtet wird. Aber weit
gefehlt, nur zwei mal war die Aufstellung in der Presse. Möge sich jeder seinen eigenen Reim darauf bilden.
Herzlichen Dank an Herrn Günter Bode und Herrn Herrn Werner Reupke für die freundliche Zurverfügungstellung ihrer Aufnahmen. Herr Reupke
betreibt im übrigen eine eigene, sehr sehenswerte Internetseite, die sich fotografie beschäfftigt. www.pic-tec.de
Es ist soweit, die 01 1063 wird
jeden Moment das öffentliche
Schienennetz verlassen. So
spektakulär, wie sich einst diese
Maschinen mit ihrem Dreizy-
linderklang im Betriebsdienst
zeigten, so spektakulär ist für
die zahlreichen, teilweise von
weit her angereisten Eisenbahn-
freunde, die Verladeaktion am
Nordbahnhof gewesen. Eine
Frage ging aber dennoch durch
die Reihen! Wird die Lok jemals
wieder auf das Schienennetz
zurück-kehren?
28. April 1977 die Lok ist fertig
zur Abholung. Trotz ihres
ansprechenden Äußeren ist sie
nicht betriebsfähig. Aber
dennoch ist es ein
beeindruckendes Schauspiel
wie diese Schnellzuglokomotive
im besten optischen Zustand
die ehrwürdigen Hallen des
Ausbesserungswerkes
Braunschweig verlässt.
Wie zu den besten Zeiten des
AW’s als hier täglich solche
stolzen Baureihen aus der Halle
kamen und in den
Betriebsdienst entlassen
wurden.
Im besten Glanze verlässt die
01 1063 das
Ausbesserungswerk. Ihr
Schornstein ist noch nicht
eingesetzt, da sie sonst bei
dem späteren
Strassentransport zu hoch
wäre.
Sie wird gezogen von 290 090-
0 des BW Braunschweig. Im
Oktober 2006 war die selbe
Diesellok als 294 090-6 in
verkehrsroter Lackierung im
Bereich Goslar, noch immer im
Einsatz.
01 1063 wird rückwerts unter
den Brücken des Rbf
Umfahrgleises durchgeschoben.
Hier muss alles durch, was in
das AW rein oder raus will.
Heute sind an dieser Stelle
neben den Lokomotiven des
VBVe.V. fast täglich private
Lokomotiven im Einsatz welche
das Betonschwellenwerk im
ehemaligen AW bedienen.
Zur damaligen Zeit lagen dort
noch zwei Brücken, heute ist
noch eine von ihnen
vorhanden. Allerdings, befinden
sich auf der auch keine Gleise
mehr.
Nachdem die Lok rückwerts
hinter den Brücken über eine
Weiche in ein Stumpfgleis
gedrückt wurde, wird sie jetzt
vorwärts Richtung Rbf
Ausfahrgruppe geschleppt.
Der Fotograf steht direkt unter
der Brücke, welche auf dem
Bild zuvor zu erkennen war. Im
Hintergrund ist der Wasserturm
des BW Braunschweig ganz
links und der Schornstein des
Lokschuppens zwei zu
erkennen.
Blick von der Straßenbrücke
Helmstedter Straße auf die
Ausfahrgruppe des Rbf
Braunschweig. Das AW
befindet sich von hier aus
gesehen, hinter dem Stellwerk
ganz links hinten.
Wer jetzt ein scharfes Auge
hat, wird feststellen, dass die
01 nun nicht mehr von der 290,
sondern von einer 212 gezogen
wird.
Obwohl zwischen dieser und
der letzten Aufnahme nur ca.
1000m Gleis liegen wurde aus
irgend welchen Gründen die
Traktion gewechselt.
Das Foto entstand genau unter
der ehemaligen
Verbindungsbrücke Bhf
Braunschweig Nord und Bhf
Gliesmarode West. Diese
Brücke wurde bereits in den
20er Jahren abgerissen. Durch
den Abriss der Brücke wurde
die BSE gezwungen einen
eigenen Bahnhof zu bauen.
Den Bahnhof Braunschweig
Nordost. Ursprünglich fuhren
hier die BSE Züge rüber und
endeten im Braunschweiger
Nordbahnhof der
Landeseisenbahn.
Teile der Stützen und Mauern
sind sogar noch heute
vorhanden.
Auch eine Überführung mit 30
km/h ist für den verfolgenden
Fotographen eine wirkliche
Herausforderung, besonders
wenn man sich im Stadtgebiet
befindet. Anders betrachtet,
zeigt so etwas natürlich den
unschlagbaren Vorteil des
Schienenverkehrs.
Abzweig Nordkurve. Die 212
wurde abgekuppelt um
umzusetzen bzw. “Kopf zu
machen” Von hier aus wurde
die 01 nun rückwerts gezogen
in das heutige Anschlußgleis
des Heizkraftwerks Mitte,
welches noch immer am
ehemaligen Nordbahnhof
vorbeiführt.
212 252 koppelt an, im
Hintergrund das Stellwerk
Nordkurve. Heute sieht es hier
auch anders aus.
Nun geht es rückwerts ein
Stück Richtung Süden, um
dann hinter dem Stellwerk
Richtung Westen in das
Zufahrtsgleis des
Nordbahnhofes einzufahren.
Das Bild zeige ich, da aus
heutiger Sicht das Ende der
Dampflokzeit durchaus seine
Reize hatte, auch wenn damals
wohl noch recht selten die
Diesellokomotiven abgelichtet
wurden.
Die 212 in altrot vor dem
Stellwerk Nordkurve. Heute ist
dies für Liebhaber mindestes
so schön anzusehen wie
damals der werksneue Anstrich
der 01 1063.
Hier die ehemalige
Güterabfertigung
Braunschweig-Nord. Auch alle
Gleise bis auf eines sind an
dieser Stelle nicht mehr
vorhanden. Auch die
Braunschweiger
Hauptgüterabfertigung wurde
abgerissen, da sie schon seit
Jahren nicht mehr gebraucht
wurde. Dafür ist aber an
anderer Stelle ein großer
Autohof für über 200 LKW’s
gebaut worden, der die bereits
vorhandenen drei im
Braunschweiger Einzugsgebiet
vorhandenen Autohöfe
entlasten soll.